Narrenzunft Laimnau 1997 e.V.
Bollenbach – Allweilwach
Die Maske "Latsche von Giessen"
Im 17. Jahrhundert lebte im Argental ein Mann, dessen Name bis heute in den Geschichten der Fasnet nachhallt: der Latsche von Giessen. Er war ein wohlhabender Gutsherr, Besitzer großer Ländereien und zahlreicher Höfe. Doch Reichtum allein machte ihn nicht glücklich – vielmehr machte er ihn hart, geizig und unbarmherzig. Wer ihm Geld schuldete, konnte auf keine Gnade hoffen. Er trieb seine Forderungen mit eiserner Hand ein, und viele Bauern verfluchten seinen Namen, wenn sie ihre letzten Münzen opfern mussten, um nicht alles zu verlieren.
Mit den Jahren wurde der Latsche alt und gebrechlich. Seine einst stolze Gestalt krümmte sich, und seine Schritte wurden schwer. Doch was ihn am meisten quälte, war nicht die körperliche Schwäche, sondern die Einsamkeit. Niemand suchte seine Nähe, kein freundliches Wort erreichte ihn. Die Menschen mieden ihn wie einen Schatten, und so saß er Nacht für Nacht allein in seinem großen Haus, umgeben von Gold, das ihm keine Wärme schenkte.
Kurz vor seinem Tod begann das Gewissen an ihm zu nagen. Die Stimmen derer, die er ins Elend getrieben hatte, schienen durch die Wände zu flüstern. In dieser letzten Stunde erkannte er die Leere seines Lebens. Um seine Schuld zu sühnen, vermachte er sein gesamtes Vermögen der katholischen Kirche. Mit diesem Erbe wurde ein Heim für Obdachlose errichtet – ein Ort, an dem die Armen Essen, Trinken und ein Dach über dem Kopf fanden. Ein Werk der Barmherzigkeit, geboren aus der Reue eines Mannes, der zu spät erkannte, was wirklich zählt.
Doch die Legende endet nicht mit seinem Tod. Man erzählt sich, dass der Geist des Latsche keine Ruhe fand. In stürmischen Nächten hört man das Klirren von Münzen und das Scharren von Schritten auf den alten Wegen. Manche schwören, eine hagere Gestalt gesehen zu haben, gehüllt in dunkle Gewänder, mit einem Sack voller Gold, das er nicht mehr loswird. Seine Maske in der Fasnet erinnert an diese düstere Geschichte: das Gesicht eines Mannes, gezeichnet von Habgier und Reue, der mahnt, dass Reichtum ohne Menschlichkeit nichts als Schatten ist