Narrenzunft Laimnau 1997 e.V.

Bollenbach – Allweilwach

Die Maske "Schrättele von Drackenstein"

Vor vielen Jahren, als die Burg „Zum Drackenstein“ noch stolz über dem Argental thronte, lebte dort eine Magd, deren Geschichte bis heute in den Nebeln der Fasnet weiterlebt. Sie war eine einfache Frau, einsam und zurückgezogen, doch die Menschen im Dorf sahen in ihr etwas Fremdes. Gerüchte begannen zu wachsen wie Dornen: Man sagte, sie sei unheimlich, ihre Augen zu tief, ihr Schweigen zu schwer. Bald mieden die Bürger den Weg zur Burg, als wäre er verflucht.

Die Wahrheit war eine andere. Die Magd war kein Wesen der Finsternis, sondern eine Seele, die nach Nähe suchte. Sie lebte allein in den kalten Mauern der Burg, verrichtete ihre Arbeit und blickte Nacht für Nacht in die Ferne, wo die Lichter des Dorfes glühten. Doch die Verleumdungen schnitten tiefer als jedes Messer. Sie wurde zur Außenseiterin, und niemand wagte, ihr die Hand zu reichen.

Als die Jahre vergingen, wurde sie alt, ihre Gestalt gebeugt, ihre Stimme brüchig. Und dann kam der Tag, an dem man sie tot auffand – unter mysteriösen Umständen, von niemandem betrauert. Manche sagten, die Schatten hätten sie geholt, andere flüsterten von einem Fluch, der sich erfüllte. Seit jener Nacht soll es am Drackenstein spuken. Wanderer berichten von kalten Schatten, die sich zwischen den Felsen bewegen, von einer Stimme, die im Wind klagt: „Ich wollte nur leben…“

Die Burg selbst ist längst verschwunden, ihre Mauern zerfallen, ihre Türme verstaubt. Doch der Drackenstein steht noch, ein stummer Zeuge der Vergangenheit. Und wenn der Nebel kommt, wenn die Fasnet beginnt und die Masken tanzen, dann kehrt die Magd zurück – nicht als Frau, sondern als Gestalt aus Licht und Schatten. Ihre Maske trägt zwei Gesichter: das friedvolle Antlitz der Einsamkeit und die finstere Fratze der Verleumdung. Sie mahnt uns, wie schnell ein Gerücht zur Verdammnis werden kann.

Schrättele, Narrenzunft Laimnau